Vorverkauf

Freitag, 31. Dezember 2010

Die Sylvester Ansprache des Vorsitzenden

Das Jahr 2011 wird ein Besonderes.

Rückblick
Der TollhausDachau e.V. hat sich vor 10 Jahren gegründet, weil es in der Stadt Dachau so gut wie keine Auftrittsmöglichkeiten gab. 10 Leute trafen sich am 8. August im Gebäude des Mietervereins und vollzogen die Gründung.

Wir begannen mit einem Konzert in der Holzbaracke des Zieglerkellers.
Damals stand noch Donald Wagner mit seinem entrückten Gitarrenspiel auf der Bühne und meine Frau ließ die Grabgabel und Gartenarbeit liegen und kam spontan zum Konzert, weil sie nicht glauben konnte, dass es noch jemanden gibt, der so Gitarre spielen kann.

Heute hat der Verein mehr als 160 Mitglieder und es gibt so viele Bühnen wie nie zuvor in der Stadt Dachau. Auch ein Kulturamt, dessen Unterstützung für uns großartig ist. Frau Aigner, Heinz und Kiermair halfen uns so manches mal aus der Patsche, wenn wir eine Übernachtung oder einen Saal zu spät buchten, wenn unsere künstler in den falschen unbezogenen Betten schliefen oder wenn wir einen Antrag zu spät stellten. Man kann sich kaum vorstellen, dass der Bereich Kultur zu Reitmeiers Zeiten vom städtischen Hauptamt mitverwaltet wurde.

Der Umbau des Stockmann-Saals im Thoma-Haus brachte eine erhebliche Kapazitäterweiterung, wir können jetzt einen Saal nutzen, der uns die Vereinskasse mit Konzerten wie The Commitments, Ringsgwandl, Hube, Klaffl ein bis zweimal im Jahr füllt. Mit diesem Geld und mit städtischen Zuschüssen finanzieren wir die vielen kleinen Konzerte in unserem Wohnzimmer, dem Café Gramsci. Ganz ehrlich, mit den Eintrittspreisen allein könnten wir einpacken.

Sehr verbunden mit unserem Verein war Jörg Hube, einer der wenigen Künstler, der sich nicht nur selbst managte, sondern auch noch handgeschriebene Briefe schrieb.
Unvergeßlich bleiben seine Aufführungen im Thoma-Haus: Die letzten Tage der Menschheit, Herzkasperl und seine Auftritte am Amperitiv. Verträge gab es mit ihm keine, ein Telefonat genügte. Er ist im Juni 2009 verstorben und wir verloren einen Freund.

Einige Dinge sind auch nicht so gelaufen wie wir uns das vorgestellt haben. Wir wollten gerne, dass die Stadt Dachau die Bühnen und Konzerte gemeinsam bewirbt, dass das Kulturamt die Vereine mit einer GEMA-Pauschale von der Bürokratie entlastet.
Hintergrund dafür war, dass mit einer steigenden Anzahl an Bühnen mehr Publikum gefunden werden muss, und das wohnt im Landkreis. Wir haben weder die Manpower noch die finanzielle Kraft im Hinterland unsere Konzerte zu bewerben.

In vielen Gesprächen und nach 10 Jahren Kulturarbeit bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass Dachau immer noch eine Künstlerstadt ist. Nur sind es nicht mehr die internationalen Maler, die hier ihre Werke lassen, wie vor 100 Jahren. Es sind die Musiker aus Australien, USA, Frankreich und Großbritannien, aus Skandinavien und Tschechien. Wenn das endlich mal in der Gewichtung des städtischen Kulturhaushaltes seinen Niederschlag finden würde, könnte man verstehen dass der Aufreger nicht die 900.000€ für die städtischen Galerien (inkl. deren Personalkosten), sondern die 170.000€ für den Rest vom Trachtenverein bis zum Jazzkonzert. Die Proportion zueinander ist falsch.

Ausblick
Das Jahr 2011 wird uns einige Veränderungen bringen.

Was bleibt ist, dass unser Hauptkonzertort das Café Gramsci bleiben wird.
Hinzukommen werden zusammen mit Prittlstock einige Konzerte in der Kulturschranne.
Dabei beschränken wir uns auf Konzerte mit Bands, die nicht auf die Bühne des Gramsci passen. Wir betreiben keine Kannibalisierung.

Und wir arbeiten an einem Konzept, das uns die Türen für große, auch mal laute, Konzerte öffnen soll. Das wird nicht in Dachau sein, für diejenigen, die jetzt gleich an das MD-Gelände denken. Doch das sind noch ungelegte Eier.

Wenn ihr uns weiter unterstützen wollt, kommt so oft wie möglich auf die Konzerte, gebt wie bisher das aufmerksamste Publikum der Welt ab. Gerade unsere internationalen Künstler schätzen die Atmosphäre, die ihr schafft, sehr, kommen deswegen immer wieder und erzählen es an ihre Kollegen weiter. Lieber ins Gramsci, als nach München oder London, das ist kein Honig ums Maul geschmiert, das ist keine Floskel. Deswegen, rutscht gut ins Jahr 2011 und freut Euch auf all die tollen und vielen Konzerte im Jubeljahr 2011.

Und noch ein Danke an Christian, Anja, und die Gramsci-Bedienungen,
auch an Kerstin, Helmut und Sigi,

und ein Memoriam an Donald, Axel, Sepp und Jörg im weißblauen Kulturhimmel